Laufzeitschriften lese ich gern, denn auf dem Laufenden bleiben ist wichtig. Bis man die richtige gefunden hat dauert es allerdings. Zeit für ein Test-Update.
Starten wir gleich durch mit dem Update zum Laufzeitschriften-Test. Dazu habe ich mir drei Zeitschriften aus dem örtlichen Kiosk gegriffen und genauer angesehen. Die Magazine Laufzeit, Runner’s World und aktiv Laufen! Alle sind von Anfang 2024.
Laufzeitschriften auf den ersten Blick
Die Titel der drei Zeitschriften ähneln sich und spiegeln den Zeitgeist aktueller Magazin-Gestaltung. Das finde ich in Ordnung, aber ein optischer Kracher ist nicht dabei. Alle drei setzen auf aktive Läuferinnen und Läufer im Bild. Die aktiv Laufen! und Laufzeit nutzen Fotos der gleichen Adidas Terrex-Modells.
Das habe ich in den letzen Jahren sehr oft beobachtet: Viele Verlage scheuen die Kosten für eigene Fotos und nutzen kostenlos zur Verfügung gestelltes Material von Herstellern. Und das sind nicht nur Fotos von Produkten. Die Hersteller geben Ihre für Werbung fotgrafierten Bilder natürlich gern weiter. Sie haben damit die volle Kontrolle über ihre Darstellung und ihr Image.
Auch sogenannte Stockfotos nutzen die Redaktionen gern. Das sind von Foto-Agenturen lizenzierte Fotos, die bestimmte Themen bebildern, ohne einen aktuellen Bezug zum Artikel zu haben. Bei der aktiv Laufen! sieht man diese Bilder häufig, was künstlich wirkt. Der Nachteil von Stockfotos ist nämlich, dass sie gestellt sind – nicht authentisch sind. Kein Wunder, sie sollen ja auch von möglichst vielen Kunden gekauft werden. Da wird dann alles rausbearbeitet was nicht gut auusssieht oder rechtlich problematisch ist. Deswegen werden auch Modelle eingesetzt, Firmen-Logos rausretouschiert. Die abgelichtetten Personen lächeln oder posieren unnatürlich, sind top geschminkt und das Licht ist künstlich schön.
Meiner Meinung setzt die Runner’s World ihre Bilder clever ein. Die Macher nutzen zwar auch Hersteller- und Stockfotos, wechsel sie aber dort ab, wo Eigenproduktionen ihren authentischen Vorteil bieten. Das immer dann, wenn die Leser echte Menschen mit der Geschichte verbinden wollen.
Themenvielfalt in den Laufzeitschriften
Auch bei der Themenvielfalt punktet die Runner’s World. Das ist für Anfänger genauso viel dabei wie für Fortgeschrittene. Besonders gut finde ich den Personenbezug in den Artikeln. Da wird beispielsweise eine ehemalige Profi-Läuferin (und Psychologin) dazu interviewt, wie man Rückschläge verarbeitet. Ein Läufer berichtet über seine Alkoholabhängigkeit und was das mit Laufen zu tun hat. Und es gibt sogar die Rubrik Local Heros. Hier werden Läuferinnen und Läufer kurzportraitiert, die für eine gute Sache laufen.
In der Laufzeit werden die Themen auch gut gemischt. Da ist ebenfalls für jeden etwas dabei. Allerdings finde ich die Themen nicht so nah am Menschen wie in der Runner’s World. Dafür gibt es auch Rennberichte, wie beispielsweise zu einem Polarmaratahon in Norwegen.
Die aktiv Laufen! war schon einmal im Test dabei. Sie hat sich thematisch nicht viel verändert. Sie ist immer noch vielfältig und gut zu lesen. Allerdings finde ich die beiden anderen Zeitschriften interessanter. Sie ist aber auch die günstigste im Test mit 5,90 €. Die Runner’s ist für 6 €, die Laufzeit für 6,50 € zu haben. Die Seitenzahlen sind identisch, 98 Seiten.
Mein Fazit
Egal, ob Einsteiger oder Fortgeschrittene, mit der Runner’s World bekommt man eine interessante Laufzeitschrift. Sie verknüpft gut recherchierte Informationen mit guten Geschichten. Dabei setzt die Redaktion verschiedene Formate, wie Interviews Expertenbeiträge und Leserbefragungen clever ein. Außerdem ist das Layout so gut, dass das Lesen kurzweilig bleibt. Auf jeder Seite entdeckt man nette Details und erkennt, dass hier viel Wert auf die Gestatung gelegt wird.
So, und nunviel Spaß beim Lesen!
In einem älteren Test habe ich vier Laufzeitschriften ausgewählt, die ihren thematischen Schwerpunkt auf’s Laufen legen – kein Triathlon, kein Trekking. Dabei sind:
Aktiv Laufen, Laufzeit & Condition, Running – Das Laufmagazin und das Spiridon Laufmagazin
Den Rest der Laufzeitschriften habe ich erstmal ohne besonderen Grund außen vor gelassen. Die teste ich dann nächstes Mal. Diese vier habe ich, ganz subjektiv, auf ihre Themenvielfalt und Gestaltung geprüft. Natürlich nicht ohne ein Argusauge auf die Bilder zu werfen, ich bin ja schließlich Bildredakteur, wenn ich nicht gerade laufe.
Ultra Running – Trail Magazin
Eine kleine Besonderheit hat mich neulich mit dem Magazin ULTRA Running (Sonderausgaben des Trail-Magazins) erreicht. Das kompakte 82-seitige Schriftstück ist komplett dem Thema Ultralaufen gewidmet und erscheint als Sonderausgabe zweimal im Jahr. Der Einzelpreis: 7,75 Euro.
Aber nun zum Inhalt. Für Ultraläufer wie mich steckt eine Menge drin. Erfahrungsberichte großer Laufabenteuer ebenso wie kleine Geschichten und Tipps zum richtigen Einstieg. Dabei sind die Themen in der Ausgabe 02/2020 sehr aktuell. Eine gescheiterte Alpenquerung von Adrian Niski oder der Mehrtageslauf von Garmisch nach Chamonix des Laufpaares Eva Sprenger und Johannes Schmid sind nur zwei Beispiele. Unterstützt werden die Artikel mit großzügigen Bildern, die zwar oft „gesponsert“ sind, aber trotzdem einiges her machen. Es macht Spaß die Bilder anzugucken und bei einige hat man das Gefühl mittendrin zu sein. Besonders die Reportagefotos lassen uns teilhaben.
Natürlich fehlt der obligatorische Schuhtest nicht. Das ist aber auch nicht schlimm. Die übrige vorgestellte Ausrüstung ist interessan, hier gehen die Autoren allerdings nicht so recht ins eingemachte. Vielleicht ist das auch der Grund, warum diese Leufzeitschrift nur zweimal im Jahr erscheint: es ist (noch) eine Nischenmarkt. Trailrunning ird zwar immer popilärer, aber die Ultravariante ist vielen noch zu weit. Aus Erfahrung wis ich aber, wer einmal damit angefangen hat, wird so schnell nicht mehr davon loskommen. Umso besser, das es ein Magazin gibt, dass sich dem Thema auf eine solch schöne Art annimmt.
Laufzeitschiften – Aktiv Laufen!
Fangen wir mit der aktiv Laufen! (Ausgabe 3/2017) an. Eine abwechslungsreich gestaltete Laufzeitschrift, die sich an die breite Masse wendet, aber auch thematische Ausflüge, beispielsweise in die Ultraläuferwelt, macht. Das ist interessant, denn schließlich will ich nicht in jeder Ausgabe nur Schuhtests und Marathonberichte lesen. Klar wollen viele Leser von Laufzeitschriften Brot-und-Butter-Themen, aber die müssen sich gut mischen, finde ich. Zum Thema Ultra geben beispielsweise Florian Reus (Weltmeister im 24-Stunden-Lauf), Andre Collet oder Paul Schmidt ihre Expertentipps ab. Da kann man noch was lernen. Insgesamt wurde das Thema schön aufbereitet, was auch am mit der Selbsterfahrung von Christine zusammenhängt. Sie erzählt ihre Geschichte, von der Raucherin zur Ultraläuferin, ganz persönlich. Damit lässt sie den Leser teilhaben. Und darum geht es doch beim laufen – Emotionen.
Einen Schuhtest gab es dann aber auch noch, sogar einen „großen“. Macht aber nichts, denn der ging in der Vielfalt der Rubriken Training, Test, Ausrüstung, Menschen, Gesundheit, Erlebnis, eher unter – im positiven Sinne. Besonders die Themen Auf Ibu durch den Marathon; Shalom Lebensfreude (zum Tel Aviv Marathon) und natürlich Ultramarathon zeigen mir, dass sich die Redaktion Gedanken um die Themen macht. Und dass ich jetzt während meiner kurzen Trainingsläufe Sprungtraining mache, liegt an dem Artikel Spring dich schneller, der Kraftübungen für Läufer zeigt.
Und das Aussehen? Layout und Bilder tragen zum größten Teil zum Erfolg einer Story bei. Bleiwüsten sind von gestern, dass haben die Macher von aktiv Laufen! begriffen. Denn das dollste Expertenwissen nützt nichts, wenn’s keiner lesen will. Aber das bekommt die Redaktion sehr gut hin. Der Rhythmus der Zeitschrift ist super. Kurze Stücke wechseln sich mit langen ab und erzeugen Spannung. Die Bilder (oft gute Bilder von professionellenAgenturen) sind abwechslungsreich und machen Lust auf mehr.
Aktiv Laufen! kostet 4,00 Euro und erscheint sechs Mal jährlich im Marken Verlag Köln.
Laufzeit & Condition
Die Themenwahl in dieser Zeitschrift legt den Schwerpunkt (hier: Ausgabe 4/2017) auf das Laufen der Frauen: Frauen laufen anders.
Da bin ich mal gespannt. Ich lese Überschriften wie Sie wird immer besser, Eleganz hat ihren Preis, Keine Angst vor Muskelbergen und Die Damen beim Rennsteiglauf. Überraschung: drei von vier Autoren sind Männer. Das kann man sehen wie man will, aber ich finde männliche Autoren zu Frauenthemen immer etwas fachfremd.
Die Artikel in den anderen Rubriken Berichte, IGL (Interessengemeinschaft der Langstreckenläufer), Frauen-Laufen (schon wieder?), Markt, Mosaik, Gesundheit, Partner, Service und Training versprechen Besserung, aber mir sagen die Bezeichnungen wenig. Was bedeutet Mosaik oder Partner?
Egal, ich schaue es mir an und bin wieder etwas verwirrt, denn die gewöhnliche Strukturierung nach Rubriken (nacheinander im Heft) wird gebrochen. So tauchen Themen, beispielsweise aus der Rubrik Training, an verschiedenen Stellen im Heft auf. Ein Rhythmus stellt sich bei mir nicht ein. Und als ich dann schließlich ein reizendes Thema finde (Digitaler Wandel öffnet Horizonte in der Läuferszene), entpuppt sich nicht nur die Überschrift als sperrig, es ist auch ein mäßiges Firmenportrait einer Zeitmessungsfirma. Da hilft auch der Schuhtest nicht mehr. Aber es gibt noch einen mildstimmenden Ausflug zum Marathon des Sables.
Sorry Laufzeit & Condition, aber auch beim Layout und den Bildern gebe ich mich nicht zufrieden. Es ist eine Mischung aus Formaten und Stilen, die dem Heft nicht zuträglich ist. Herstellerfotos, unscharfes Eigenmaterial und Illustrationen lassen sich nicht auf einander ein.
Laufzeit & Condition erscheint zehn Mal im Jahr, bei Meyer & Meyer Fachverlag und Buchhandel GmbH, Aachen und kostet 3,90 Euro pro Ausgabe.
Running – Das Laufmagazin
Dieses Magazin ist sehenswert gestaltet. Es vereint kurze Texte mit längeren Geschichten und hat ein Schwerpunktthema. Dieses Mal: Ultramarathon. Wieder freute ich mich, hatte es doch auch schon die aktiv Laufen. Geht da gerade ein neuer Trend los? Zumindest wird geneigtem Leser das Thema spannend präsentiert, beispielsweise mit Überschriften wie: Faszination Ultra-Rennen, der Wüstendirigent oder Grundwissen zum langen Kanten. Das macht Lust aufs Lesen und auch die Bilder vermitteln schöne Eindrücke. Eingeführt wird mit einem Interview mit Jürgen Heilbock. Kenne ich nicht, macht aber auch nichts. Denn, so gut gelungen wie der Ultra-Einstieg in der aktiv Laufen! ist es dann nicht. Aber Wolfgang Olbrich kenne ich, der mit seinen Ultratipps einen erheblichen Lesewert bietet.
Und was gibt es sonst noch? In den Rubriken Warm Up, Ratgeber, Reportagen, Titelstory und Cool Down werden einige interessante Themen behandelt. Fußpflege zum Beispiel, wollte ich schon immer mal lesen, wusste es vorher aber noch gar nicht. Das ist aus der Praxis, für die Praxis – so muss es sein.
Oder, wie sieht jemand vor und nach einem Marathon aus? Im Spiegel der Seele zeigt die Redaktion eindrucksvolle Bilder und verknüpft sie mit einem interessanten Text – abseitige Themen, gut aufbereitet. Und das sind nicht die einzigen Schmankerl. Ja, einen Laufschuhtest gab es natürlich auch, genauso wie jede Menge Werbung.
Trotz üppiger Texte gelingt das Zusammenspiel von Layout und Bildern, auch wenn nicht alles bis ins Detail ausgefeilt ist. Der Rhythmus ist kurzweilig und die Themenvielfalt bemerkenswert. Besonders lesenswert fand ich übrigens die exotischen Marathongeschichten aus Afghanistan, Russland und deutschen Gefängnissen, die mir so noch nicht untergekommen sind.
Running – Das Laufmagazin erscheint sechs mal jährlich, im Selbstverlag der Sportagentur WAG’s und kostet 4,20 Euro pro Einzelausgabe .
Spiridon Laufzeitschriften
Ich dachte immer, dieses Magazin wäre die Vereinszeitschrift des gleichnamiges Laufclubs. Aber das stimmt nicht ganz. Spiridon – Das Laufmagazin bietet nicht nur Vereinsnachrichten. Wenn man bodenständige Berichte, Ergebnisse und Veranstaltungsmeldungen mag, ist man bei Spiridon richtig.
Aber erstmal zum Schwerpunktthema dieser Laufzeitschriften Ausgabe (4/2017). Die Läuferin, stand ja schon in der Laufzeit & Condition, mal sehen, was Spiridon draus macht. Vorweg: Sie machen es gut. Zu Wort kommen ausschließlich Frauen und es werden Frauen gezeigt (außer auf dem Titelbild: ein Läufer, über dem steht: „Die Läuferin“).
Die Rubriken Was lief; Rat&Tat; Laufzeitung; Die Läuferin und Was läuft geben einen ersten Eindruck vom Konzept außerhalb des Themschwerpunktes – es geht ums Laufen pur. Dabei bleibt aber auch etwas auf der Strecke. Nicht die Informationen, aber die Lust am Lesen. Spiridon ist eher was für Feinschmecker. Die Gestaltung ist nicht mehr auf dem neuesten Stand, aber dafür bekommt man geballtes Wissen, lange Texte und Bilder von laufenden Menschen, die das Ganze nicht aulockern. Dabei bleibt die Spiridon aber sympatisch und trägt nicht auf – wie eine gute Vereinszeitschrift für die ganze Läuferszene (ohne Lauschuhtest).
Mein persönliches Fazit zu den Laufzeitschriften
Laufzeitschriften über’s laufen sind so vielseitig wie der Sport selbst. Da gibt es die sehnigen Puristen, die ihre langen Kilometer abreißen und nichts anderes brauchen als Asphalt. Es gibt die Locker-Flockigen, die dann und wann ihre Schuhe schnüren, fidel durch die Landschaft springen und den Laufgott eine gute Frau sein lassen. Oder die Unsicheren, die noch nicht genau wissen wo es lang geht, aber trotzdem mit Passion mitmachen.
Ich für meinen Teil gebe nichts auf Zeiten, mir ist der Sport wichtig und der Blick über den Tellerrand. Auf Optik lege ich allerdings hohen Wert, da brauche ich Abwechslung. Spriridon und Laufzeit sind mir zu altbacken. Bleiben zwei in diesem Test übrig. Bei der Running finde ich die Themenmischung und das Expertenwissen am besten. Sie ist was für interessierte, ambitionierte Läufer. Deswegen hat sie für mich im Ziel die Nase vorn, vor der verspielteren aktiv Laufen.
Und nun viel Spaß beim lesen und laufen. Schreib gerne einen Kommentar. Du findest mich auch bei Instagram @nils_laeuft