Transalpine Run – Trail Running Teamwork

Der Transalpine Run ist ein Lauf über acht Tage durch die Alpen. Wer sich mit Trailrunning beschäftigt, kommt irgendwann zum Transalpine Run und trifft auf eine Welt, in der man nicht nur dem Teampartner neu begegnet.

Steile Angelegenheit: Transalpine Run
Steile Angelegenheit: Transalpine Run

Während an der Tal-Haltestelle ein paar Wanderer den Bus verlassen, kämpfen daneben unter dem Applaus der Schaulustigen ein paar Läuferinnen gegen die letzten Höhenmeter. Zwischen ihnen liegen nur Meter und doch sind es Welten. Die einen haben einen vielleicht anstrengenden Spaziergang hinter sich, die anderen haben sich selbst überwunden. Und das nicht zum ersten Mal. 

Der Transalpine Run (TAR) verläuft auf acht Etappen mit 260 Kilometern Länge und 15000 alpinen Höhenmetern. Da ist jeder Tag eine Herausforderung, an der auch einige scheitern. Jeden Morgen: aufstehen, Sachen packen, den Laufrucksack auf den Rücken schnallen und ab zum Start. Das alles im Team, zu zweit. Die Beine sind steif, die Laune ist gut. Aber mit jedem Tag kostet es mehr Kraft. Mit dem Rock-Song Highway to Hell werden die Läuferinnen und Läufer auf die Strecke geschickt. Das motiviert, zumindest bis es wieder anstrengend wird. Dann hilft die wundervolle Landschaft und das in diesem Jahr sonnige Wetter. Oder eben die Partner. 

Die ersten Schritte beim Transalpine Run

Schon die ersten Etappen von Hirschegg im österreichischen Kleinwalsertal nach Lech am Arlberg und St. Anton lassen keinen Zweifel aufkommen über das, was noch kommt. Viele gehen beim Aufstieg, um ihre Kräfte zu schonen. Der Körper ist im Stressmodus. In der Karawane werden Felsen erklommen und Gipfel bestiegen. Die Profis kratzt das wenig. Sie rennen fast die gesamte Strecke – egal ob rauf oder runter. Stephanie Kröll und Martin Kaschmann benötigen etwas mehr als vier Stunden für 32 Kilometer mit 1900 Höhenmetern. Sie sind in der Kategorie „Mixed“ favorisiert.

Mixed Team beim Transalpine Run
Stephanie und Martin sind das Favoriten-Mixed-Team beim Transalpine Run

Bei den anderen geht es gemächlicher zu, aber ein Wanderausflug ist es wahrlich nicht. Wer noch kann, rennt bergab und freut sich über das Springen und Hüpfen über Stock und Stein. Die Alpen sind nicht der Taunus und trotzdem probieren sich 300 Zweierteams in dem schwierigen Gelände. Dazu kommen noch einmal 150 Zweierteams, die den sogenannten Run2 laufen, die ersten beiden Etappen des Transalpine Run.

Pia Winkelbach und Benjamin Klöppel beim Transalpine Run
Pia Winkelbach und Benjamin Klöppel beim Transalpine Run

Teamwork

Im Schweizer Ort Klosters rennen Pia Winkelblech und Benjamin Klöppel in einer atemberaubenden Berglandschaft dem Ziel der vierten Etappe entgegen. Sie kennen sich aus dem gemeinsamen Laufverein. Ihre Teampartner mussten verletzt aufgeben. Einer ist umgeknickt, der andere hat eine Entzündung im Fuß. Nun laufen sie zusammen. An diesem Tag waren es fast acht Stunden. Sie war bereits fünfmal beim Transalpine Run, er das achte Mal. In der Natur sein und Zeit zum Laufen haben, das ist was sie antreibt. Acht Tage in einer großen Lauffamilie bringen einen weg vom Alltag, so viel ist sicher. Manchmal holt der Transalpine Run einen aber auch auf den Boden der Tatsachen zurück. 

Die Tagesetappen variieren. Mal sind 30 Kilometer zu bewältigen, mal 47. Immer sind alpine Steigungen dabei. Am vierten Tag gibt es einen Bergsprint, der für viele eine lang ersehnte Pause bedeutet und wichtig für die Regeneration ist. Die Strecke ist kurz, daher kann man früh die Beine hoch legen. Wer es bis hierher schafft, hat gute Chancen ins Ziel im italienischen Prad zu kommen. Für einige geht es aber um mehr als nur um das Ankommen. Die Gemeinschaft ist eine Sache, die den Transalpine Run ausmacht. Erlebnisse unter schwierigen Bedingungen schweißen zusammen. Und davon gibt es viele in acht Tagen. 

Steile Angelegenheit: Transalpine Run
Helfer immer in Sichtweite: Transalpine Run

Wer nicht fit ist, kommt nicht weit. Dabei geht es nicht nur um Muskelkraft, sondern auch um mentale Stärke. Jeden Tag mehrere Stunden mitunter steil bergauf und bergab zu laufen erfordert Mut und Vertrauen in sich selbst. Und trotzdem ist man überrascht, wie im einen Moment jeder Schritt aussichtslos erscheint und im nächsten die Beine fliegen. Gegen Umknicken oder Stürze kann man aber wenig machen. Das schmerzt dann wiederum nicht nur körperlich. Wer aussteigt, fragt sich immer wieder, ob es nicht doch noch ein Stückchen weiter gegangen wäre. Tränen fließen reichlich beim Transalpine Run. Sei es aus Freude oder aus Schmerz.

Unterstützer beim Transalpine Run
Martin Hafermair ist der Streckenchef beim Transalpine Run

Noch mehr Teamwork

An ihre Grenzen gehen auch die Leute, die den Transalpine Run möglich machen. Christopher und Philipp beispielsweise. Sie markieren die Strecke und laufen dem Feld wechselweise voraus oder hinterher, um sicherzustellen, dass die LäuferInnen auf Kurs bleiben. Dazu müssen sie früh raus und kommen spät ins Bett. Manchmal laufen sie mitten in der Nacht los und erleben traumhafte Sonnenaufgänge. Aber nur, wenn das Wetter mitspielt. Wetterunabhängig sind dagegen die Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die morgens und nachmittags kleinere Probleme behandeln. Muskeln massieren und den Bewegungsapparat mit Klebeband stabilisieren im Minutentakt . Größere Probleme muss die medizinische Abteilung übernehmen, die auch mit Sanitätern auf der Strecke aufpasst. Die Organisatoren werden für den Ablauf von den Läuferinnen und Läufern oft gelobt.

Die Markierungsläufer Christopher und Phillip beim Transalpine Run
Die Markierungsläufer Christopher und Phillip beim Transalpine Run

Weiter geht es auch für Pia und Benjamin, allerdings wird die letzte Etappe ausfallen, wie sie erfahren. Die italienischen Behörden sind besorgt über steigende Zahlen beim Corona-Virus. Die Stimmung beeinträchtigt das aber nur wenig. Das Gesamt-Ziel ist zum Greifen nah und die Erkenntnis, dass man dieses Laufabenteuer für sich selbst und mit anderen gemeinsam geschafft hat, lässt einen gleich ein bisschen leichter laufen. Am Ende wird beiden ein unvergessliches Ereignis in Erinnerung bleiben, dass sie höchstwahrscheinlich beim nächsten Mal wieder dabei sein lässt.

Zum Schluss

Hast Du Fragen oder Anmerkungen zu diesem oder anderen Themen? Dann schreibe mir einen Kommentar oder besuche mich bei Instagram @nils_laeuft.

Mehr zum Trasnalpine Run, gibt es auch auf der Seite der Organisatoren

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