Schuhtest fürs Marathontraining

Mit welchem Schuh läuft es sich am besten? Für den Marathon in Frankfurt habe ich zahlreiche Paare ausprobiert und hauptsächlich mit Schuhen trainiert, die das „natürliche Laufen“ unterstützen sollen. Welche davon wirklich etwas taugen und wie sie sich auf das Training und das Laufen auswirken, zeige ich im Test.

Eigentlich war der Frankfurt-Marathon für mich längst passé. Aber: Jeder hat eine zweite Chance verdient – auch ein Marathon. Dabei geht es mir bei dem Rennen diesmal aber nicht um eine gute Zeit, sondern um einen kleinen Test. Ich will nämlich herausfinden, ob und inwieweit „natürliches Laufen“ und Barfußlaufen uns wirklich schneller machen.

Beim „natürlichen Laufen“ bekommen die Füße mehr zu tun, weil die Dämpfung wegfällt. Ihre Belastung steigt. Es werden mehr Muskeln aktiviert und der Kontakt mit dem Untergrund ist deutlich direkter. Das härtet die Füße ab und gibt Kraft für schnelle Sprints und lange, langsame Läufe.

Nun zum Schuhtest. Um diese Art des Laufens zu testen, habe ich mein Training geändert und ein Paar Natural-Running-Schuhe im Wechsel (zwei Mal wöchentlich) mit Dämpfungsschuhen getragen, um einen vielseitigen Muskelaufbau zu fördern. Dazu bin ich lange Strecken mit gedämpften Schuhen und kurze mit den Natural-Running-Schuhen gelaufen. Tempotraining gab es auch – mit den schnellen Schuhen natürlich.

Die Testmodelle:

Merrell Vapor Glove 2 Der Extremist

Den Vapor Glove zu laufen, war anfangs hart – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn der leichte Schuh besteht nur aus einer Sohle und einem flexiblem Oberschuh. Der Aufprall wird nicht gedämpft und jeder Schritt geht direkt in die Beine. Plötzlich fühlt man, wie sehr man eigentlich trampelt und wie wenig man in Dämpfungsschuhen spürt. Es wird also Zeit, den Fuß bewusster aufzusetzen.

Das führt, zusammen mit dem Zero-Drop-Prinzip  – bei dem sich Fuß und Ferse auf einer Linie befinden sollen –, fast automatisch zum Vorfußlaufen. Doch: Wer am Anfang zu viel will, wird Schmerzen bekommen. Denn „natürliches Laufen“ belastet Schienbein, Wade und Achillessehne mehr als das Laufen mit Dämpfungsschuhen. Also sollte man es anfangs lieber langsam angehen lassen – wirklich! Ein Vorteil: Man kann den Vapor Glove im Sommer auch als Straßenschuh tragen.

Wer einen Schuh möchte, der ohne Kompromisse auf vollen Kontakt zur Straße und Schnelligkeit ausgelegt ist, und anfangs nicht zu viel trainiert, wird mit dem Vapor Glove auf jeden Fall glücklich werden. Für normale Füße ist wie er gemacht.

Altra One – Das Raumwunder im Schuhtest

Der Altra One ist keine Augenweide. Jedenfalls erinnert mich das Design an Bowlingschuhe. Aber es kommt ja auf die inneren Werte an – und die sind fantastisch.

Das erste, was man im Altra spürt, ist eine unvergleichliche Weite. Sogar meine breiten Füße haben ausreichend Platz – das ist das Konzept. Durch die uneingeschränkte Nutzung des Fußes soll der Schuh auf natürliche Weise belastet werden können. Sein Motto: die Natur macht das schon.

Das Konzept geht auf. Die Füße haben Platz zum Abdrücken und der Altra läuft gut – geradezu bequem. Auch wenn er am Anfang etwas haltlos wirkt. Beim Aufsetzen greift die Sohle allerdings sicher, egal ob Vorfuß- oder Fersenlauf. Bei den Größen musst du etwas rumprobieren, weil der Oberschuh natürlich auch etwas breiter wird.

Wer einen bequemen Schuh will, der genug Platz für große Füße lässt, ist beim Altra One richtig.

Nike Free Flyknit – Stabiler Flieger

Diese wohldesignte Socke mit Sohle sieht auf den ersten Blick nicht so aus, als würde sie gut zu laufen sein – doch das täuscht. Der angenehme Sitz und die stabile Sohle vermitteln Halt und ließen mich beherzt zutreten. Das Gefühl für den Boden ist nicht ganz so direkt wie beim Vapor Glove oder dem Altra One, aber immer noch präzise genug und eine gute Mischung aus Dämpfung und Geschwindigkeit.

Der Nike Free ist für durchschnittliche Füße ausgelegt, besticht durch ein giftiges Design und einer guten Mischung aus Schnelligkeit und Dämpfung.

Wer sich keine Gedanken um leichtes Auftreten machen möchte und über die Ferse läuft, wird diesen Schuh mögen. Voraussetzung: Der Fuß darf nicht zu breit sein.

Brooks Pure Connect – Der Kontaktfreudige

Von Brooks habe ich bereits ein paar Modelle getestet und bin immer wieder begeistert, was das Konzept und die Materialien angeht. Das Design ist allerdings teilweise etwas speziell. Der große Zeh hat im Schuh eine separate „Garage“, was wohl den kraftvollen Abdruck verbessern soll. Außerdem besteht die Sohle aus elliptischen Inseln, die teilweise zu spüren sind.

Die Pure Connect sind hart aber fair. Die abgerundete Ferse lässt den Fuß gut abrollen und die Kraft wird gut übertragen. Dabei muss man aber ein bisschen auf den Laufstil achten, damit der Fuß nicht zu hart aufkommt.

Besonders gut zu rennen sind die Schuhe im Vorfußlauf. Der Pure Connect ist für normal große Füße und eher leichte Läufer geeignet.

Skechers Go Meb Speed 3 – Die Rakete im Schuhtest

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Wenn es um Laufschuhe geht, war mir die Marke bisher nicht präsent. Doch so kann man sich täuschen. Die Go Meb von Skechers haben mich begeistert, weil sie leicht und schnell sind. Wer Geschwindigkeit will, wird sie mögen. Der Schuh verleitet zum Vorfußlaufen, federt aber auch genug, um Fersenläufer glücklich zu machen. Allerdings ist er nichts für schwere Läufer oder solche mit breiten Füßen.

Welcher Schuh ist der Beste im Schuhtest?

Nun: Es gibt keinen eindeutigen Sieger im Schuhtest, denn alle haben ihre Spezialitäten. Wenn ich aber an den Frankfurt-Marathon denke, ist ein Kompromiss aus Dämpfung (wegen der langen Strecke) und Geschwindigkeit das Optimum. Und da ist der Go Meb von Skechers meine Wahl. Der ist zwar nicht der bequemste, aber vierzig Kilometer werde ich schon durchhalten.

Was hat sich geändert durch die Modelle im Schuhtest?

Natürlich kann ich nicht wissenschaftlich genau sagen, wie gut das Training mit den Schuhen war, aber meine Füße sind deutlich kräftiger und ich halte den Vorfußlauf nun deutlich länger durch. Das entlastet die Knie und fühlt sich effizienter an. Anfangs habe ich es zwar ein bisschen übertrieben und war nahe am Schienenbeinkantensyndrom. Aber das angepasste Laufen hat zur Steigerung meiner Durchschnittsgeschwindigkeit geführt. Nun macht es deutlich mehr Spaß schnell zu laufen und das will ich beim Marathon in Frankfurt auch ausprobieren.

Ein kleiner Tipp noch zum Vorfuß- bzw. Mittelfußlaufen: Wer Knieprobleme hat (was meistens einer Überlastung geschuldet ist), sollte es mal ausprobieren. Anfangs 10-15 Minuten, dann wochenweise leicht steigern. Dieser Laufstil entlastet das Knie deutlich.

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