Deutschlandlauf – Scheitern ohne Ende

Tag fünf – Keine Ruhe, weiter so!

Auf den 70 Kilometern von Rotenburg nach Sulingen konnte ich erstmals meinen Rhythmus finden und machte meinen fünften Ultralauf hintereinander komplett.

Wenn doch nur das Tempo nicht so hoch wäre. Nicht das des Laufens auf den täglichen Etappen, nein, das Tempo, wenn man ins Ziel gekommen ist. Fix und alle versucht man seine Klamotten zu finden, die mit einem Transporter jeweils zum nächsten Etappenziel vorgefahren werden. Das ist eigentlich einfach, aber dann muss man sich organisieren. Was brauche ich in der Dusche? Wo wird mein Schlafplatz sein? Wie kombiniere ich die Wege so, dass sie möglichst kurz sind?

Lagerleben

Erstmal gab es eine Hand voll Nüsse oder einen Riegel, um schonmal die Energiespeicher zu füllen. So habe ich die Zeit unter der Dusche effizient genutzt. Dann muss man die Duschen finden, duschen, abtrocknen und neue Klamotten anziehen. Dabei am besten noch die Laufklamotten durchspülen und zum Trocknen aufhängen. Anschließend einen Schlafplatz finden und ihn einrichten. Essen und die Laufsachen für den nächsten Tag bereitlegen. Lagebesprechung um 20.45 Uhr und dann ins Bett. Glück hatten diejenigen, die schon früh im Ziel waren und schonmal schlafen konnten.

Alle diese Kleinigkeiten fressen Zeit. Zeit, die ich lieber zum verarbeiten des Erlebten nutzen wollte, als ständig irgendetwas nach- oder vorzubereiten. In dieser Beziehung war ich zu unerfahren, wusste nicht was das bei einem Etappenlauf ausmacht. Ich machte also einen Deal mit mir selbst. Immer wenn ich auf der Strecke daran dachte schnell ins Ziel zu wollen, dachte ich ans Lagerleben. Das klappte und ich nahm mir den Stress beim Laufen.

Neben der Spur: Nils beim Deutschlandlauf

Das ging an diesem Tag auch wieder ganz gut. Schnell waren die ersten 30 Kilometer vorrüber und die norddeutsche Bundesstraßentristesse kam mir gelegen. Mein Knie war okay, aber das linke Schienbein zwickte jetzt. Einige Läufer hatten die gleichen Symptome – Shin Splint oder Schienbeinkantensyndrom. Dabei werden die Muskelansätze am Knochen des Schienbeins so gereizt, dass eine Entzündung entsteht. Die kann dann wiederum eine Knochenheutentzündung begünstigen, was verdammt weh tut. Also schnitt ich mir die Socken auf, in der Hoffnung, die Reibung würde nachlassen. Aber Reibung ist nicht alles. Lauftstil, Schuhwerk und Untergrund sind bedeutende faktoren bein Scheinbeinkantensyndrom.

Trotzdem kam ich ins Ziel und war glücklich diese „kurzen“ 70 Kilometer gut überstanden zu haben. Schließlich folgten am nächsten Tag nochmal 80 Kilometer, und darauf 90!

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