West Highland Way - Wander-Reise auf dem Great Walk

Der West Highland Way ist einer der schönsten und beliebtesten Wanderwege der Welt. Mit ein paar Tipps wird er zum Erlebnis jenseits des Stroms. Seitenblicke von einem der besten Wanderwege der Welt.

Wandern auf dem West Highland Way
Wandern auf dem West Highland Way

Heute geht es mal nicht ums Laufen. Auch nicht ums Speedhiking. Und ebenfalls nicht um das schnelle Gehen der Heißsporne, die den West Highland Way in vier Tagen wandern. Wozu soll das gut sein? Genussvoller geht es in neun oder mehr Tagen von Milngavie, in der Nähe von Glasgow, nach Fort William. Wir machen schließlich noch ein paar Abstecher und wollen die Highlands erkunden.

Die ersten Schritte auf dem West Highland Way

Die ersten Etappen sind geprägt von sanften, baumlosen Hügeln. Der Weg schlängelt sich zunächst durch die Lowlands, ohne die Beine zu sehr zu strapazieren. Drei, vier oder fünf Stunden wandern, daran muss man sich erstmal wieder gewöhnen. Vom Conic Hill blickt man weit über das Loch Lommond und die Highlands. Oben ist Zeit, die frische Luft zu genießen und den Rest der Welt zu vergessen. Selten war ich mit den Gedanken schneller im Urlaub.

Der Steuermann erzählt, auf welche Weise die Seelen verstorbener Schotten stets den Weg nach Hause finden. Angeblich wandern sie übers Wasser, besteigen Fähren und Boote, die über die Ozeane, Flüsse und Seen fahren. Wie hier, übers Loch Lommond. Es wurde besungen in etlichen Liedern, für seine Schönheit, das tiefe Wasser und die sanften Hügel. Vielleicht ist gerade eine Seele an Bord dieser kleinen Fähre von Belmaha nach Luss? Eine schöne Geschichte, die wir ohne den Abstecher vom West Highland Way, auf die andere Seite des Lochs Lommonds, nicht erlebt hätten. Deswegen weichen wir ab vom Hauptweg und das mit Absicht.

Der West Highland Way

Den West Highland Way für sich allein zu wandern, ist fast unmöglich. Der Weg ist leicht zu gehen, die Anreise einfach und die Landschaft bezaubernd. Aber es gibt einen Unterschied zwischen dem Wander-Strom im Sommer und den vereinzelten Farbklecksen, die die Regenjacken derjenigen in die Landschaft tupfen, die sich schon im Frühjahr auf den Weg machen. Jetzt, Ende April, sind die 150 Kilometer des West Highland Ways erträglich. Nicht nur die gemeinen Midges (kleine beißende Fliegen) lassen noch auf sich warten, auch die Hauptreisezeit hat noch nicht begonnen. Trotzdem muss man damit rechnen, dass man die erschwingliche Traumunterkunft direkt am Wegesrand nicht findet. Mit Bus, Bahn oder Taxi ist es aber nie weit zum West Highland Way.

Je weiter wir nach Norden wandern, desto spektakulärer wird die Landschaft. Von Luss aus, fahren wir mit dem Bus nach Inverarnnan und sind zurück auf dem West Highland Way, den wir ein wenig abkürzen, weil wir nicht campen, sondern auf Bed & Breakfasts angewiesen sind. Wir sind flexibel, auch weil wir ultraleicht unterwegs sind und uns den Gepäcktransport sparen, den verschiedene Dienstleister in der Region anbieten.

West Highland Way – Wanderweg zum Variieren

Zwischen Bridge of Orchy, einer Ansammlung weniger Häuser (Bahnhof, Hotel mit Restaurant), und Kinlochleven liegt der spektakulärste Teil, den wir entgegen der allgemeinen Laufrichtung gen Süden laufen. Gute Busverbindungen machen es möglich. Wir werden mit einem Weitblick über das Hochplateau des Rannoch Moor belohnt.

Dem Tal von Glencoe kann man ruhig mehrere Tage widmen, auch wenn es abseits des Weges liegt. Wem die wenigen Übernachtungsmöglichkeiten am Wanderweg (beispielsweise King’s House Hotel) zu teuer sind oder Camping nicht infrage kommt, fährt einfach mit dem Bus ins Dorf Glencoe. Von hier aus erreicht man einige der Etappenorte des Weges. Wir übernachten gleich zwei Nächte dort. Die Fahrt durch die enge Schlucht und das anschließende Tal ist atemberaubend. Schon James Bond ist hier in geheimer Mission durchgefahren.

Das unbeständige Frühjahrswetter wechselt innerhalb von Minuten von Sonne zu Regen und wieder zurück. Regenbogen spannen sich und zerfasern gleich darauf im Nebel. Der Blick auf den Berg Buachaille Etive Mor oder der Aufstieg über das sogenannte Devil’s Staircase sind die absoluten Schmankerl des West Highland Ways und machen seine Dramaturgie perfekt. Auf der letzten Etappe klingt der West Highland Way langsam aus, auch wenn der höchste Berg des Vereinigten Königreichs am Wegesrand steht. Wer möchte, kann ihn in einer zusätzlichen Etappe besteigen und einen Schlusspunkt setzen, bevor es vom Ende des Weges in der Innenstadt Fort Williams zum nächsten Abenteuer geht.


Das Wichtigste in Kürze

Der West Highland Way führt über 150 Kilometer von Milngavie (gesprochen: Mullgai) nach Fort William. Auf ihm liegen die Etappenorte sind: Drymen, Belmaha, Luss(mit der Fähre von Belmaha), Rowardannan Inverarnan, Tyndrum, Bridge of Orchy, Glencoe (Abstecher mit dem Bus), Kingshouse, Kinlochleven, und Fort William.

Ausrüstung

Mit ultraleichtem Rucksack nur mit Handgepäck (max. 8 Kilo) fliegen und sich den Gepäcktransport vor Ort sparen. Verpflegung, Wasser und Whiskey vor Ort kaufen – es gibt genug Möglichkeiten. Ansonsten ist das Zwiebelprinzip angesagt, denn es kann frisch werden, aber auch mächtig warm. Auf jeden Fall eine Regenjacke mitnehmen 🙂

Hier eine kleine Packliste: Boonie-Sonnenhut, Merino-Mütze, Assos-Unterhemd aus Polypropylen, Merino-Shirts (geruchsneutral über Tage) lang und kurz, Fleecejacke, Regenjacke. Unterhosen von t8, Wanderhose von Berghaus mit praktischer Seitenbelüftung, Merino-Socken, La Sportiva Ultra Raptor II Mid.

Erste-Hilfe-Set, Uniqlo-Daunenjacke, La Sportiva Alya Vest, Patagonia Merino-Mix-Pullover, Odlo Schlauchtuch. Camelbak Trinkblase, Kleinkram und Kamera.

Logistik

Wer nicht campt, sollte Unterkünfte vorab buchen. Im Sommer wird es eng, besonders in Brigde of Orchy oder Kingshouse. Busse, Bahnen und Taxis sind dagegen stets gut erreichbar, sodass Transfers zu Orten mit freien Zimmern möglich sind. Man kann auch Komplettpakete buchen – alles inklusive.

Reisezeit

Die beste Reisezeit ist meiner Meinung nach zwischen Oktober und Mai. Genauer gesagt, zwischen Mitte April und der ersten Mai-Woche. Zu der Zeit ist es noch nicht so voll und die Beißfliegen (Midges) sind noch nicht aktiv.

Und nun viel Spaß beim Recherchieren und Wandern. Wenn du Fragen hast, melde dich per Nachricht oder auf Insta @Nils_laeuft.

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