Lauf-Meditation – Den Stress weglaufen

Lauf-Meditation ist eigentlich ganz einfach. Doch manche stresst schon der Gedanke an die Strecke – egal wie lang sie ist. Zeit für Lauf-Meditation.

Keine Frage, ich fühle mich auf der Langstrecke zu Hause und trotzdem spüre ich manchmal, wie die Meter immer länger werden. Dann überkommt mich das gleiche bange Gefühl, das ich als Laufanfänger auf kurzen Strecken hatte – Stress. Schaffe ich das überhaupt? Habe ich mich übernommen? Und wie schaffe ich es, den negativen Gedanken zu entkommen?

Zum Glück hatte ich mal die Gelegenheit während eines Trainingslaufs mit vier Tagesetappen über solche Probleme nachzudenken und Lauf-Meditation auszuprobieren. Ich lief den Mainradweg entlang nach Frankfurt. Der ist flach, gut ausgeschildert und man muss eigentlich immer geradeaus laufen. Die Landschaft ist schön. Und was passt besser zum Gedanken-fließen-lassen als ein Fluss? Genau.

Auf den ersten Kilometern war noch alles neu und interessant. Erst als ich das kleine Städtchen Lohr hinter mir ließ, setzte Ruhe ein. Jetzt war ich mit dem Main allein. Und dann mit mir. Und dann mit 150 Kilometern. Zeit für das erste Experiment, um in den Lauf-Fluss zu kommen.

In den Lauf-Fluss kommen

Bei der Lauf-Meditation geht es um die Besinnung auf sich selbst und den Abbau bzw. die Vermeidung von Stress. Die Fokussierung auf den Moment führt zur Konzentration auf den Körper und damit zur Verringerung von Stress. Das können wir uns beim Laufen auf zwei Arten zu Nutze machen. Einerseits nutzen wir Laufen zur Entspannung. Andererseits nutzen wir die Entspannung zum Laufen.

Je weiter wir an unsere körperlichen Grenzen gehen, desto mehr Reize fluten die Sinne. Hitze, Hunger, Müdigkeit oder Kälte. Der Stresspegel steigt, vielleicht kommt sogar Panik auf. Manchmal verstricken wir uns auch in Negativgedanken und dann… brechen wir ab. Nix geht mehr, obwohl wir körperlich noch dazu in der Lage wären, dass Ziel zu erreichen. Anfänger fühlen das sehr schnell und erfahrene Läufer nach einer Weile. Aber eins steht fest: Es hört nie ganz auf.

Zeit sich zu besinnen, aufs Hier und Jetzt. Konzentration auf die Atmung, das Auftreten der Füße und auf den Rhythmus. Immer wenn ich wieder an die Kilometer denke, die ich noch vor mir habe, konzentriere ich mich nochmal. Einatmen… ausatmen. Das muss wohl Achtsamkeit sein. Nicht die Vergangenheit zählt, nicht die Zukunft. Okay, das klingt auch in meinen Ohren eigenartig und ich lache innerlich. Aber besser lachen als verzweifeln. Und dann merke ich plötzlich, dass die ersten 30 Kilometer vorbei sind. Die Stunden sind im Flug vergangen und auch der einsetzende Regen reißt mich nur selten aus dem Flow.

Den Lauf-Fluss nutzen

Am zweiten Tag wollte ich es wieder wissen. Der Main floss weiter gemächlich dahin, stetig Richtung Frankfurt. Genau wie ich. Auf dem Weg von Wertheim nach Miltenberg regnete es wieder, aber ich war wieder im Laufmodus – und noch mehr. Mit jedem Abschweifen der Gedanken hatte ich die Wahl: positive Gedanken zulassen, Sorgen, mit Konzentration bekämpfen. Das fühlte sich gut an und so durchdachte ich nebenbei noch ein paar Lebens-Themen. Ich wechselte zwischen Entspannung durch das Laufen, zur Entspannung für das Laufen – wunderbar. So konnte es ewig weitergehen.

Besonders gut beim fokussierten Laufen: Man ist zwar von den negativen Gedanken abgelenkt, die Sinne sind aber nicht blockiert. Man spürt die Warnhinweise des Körpers früh, da man voll auf sie konzentriert ist – anders als beim Musikhören oder Partnerlauf. Zurücklegen, laufen lassen, aber die Kontrolle behalten, eine Art Autopilot.

Die Grenzen der Lauf-Meditation

Leider bin ich erst am Anfang meiner Meditationskarriere und noch etwas untrainiert.  Am dritten Tag erlebte ich deshalb auch die Grenzen der Lauf-Meditation. Es regnete immer noch, nur stärker. Wasser lief mir in die Schuhe. Drei Tage Laufen und mehr als 100 Kilometer steckten mir in den Knochen. Ich lief oft durch Industriegebiete und musste immer wieder auf die Karte schauen. Fokussieren war nicht mehr drin.

Hier war die Grenze der Meditation erreicht. Schade, denn jetzt hätte ich es gebrauchen können. Anscheinend muss ich noch trainieren. Aber zum Glück gibt es noch ein paar andere Mental-Techniken, die ich weitere Folgen vorstellen werde.

Lauf-Meditation in Kürze

Meditation funktioniert für Anfänger am besten, wenn nichts die Konzentration stört. Das ist auch beim Laufen möglich, wenn die Strecke es hergibt (ohne Gedrängel, Verkehr, etc), ruhig sollte sie sein. Laufe los, ohne Musik!

Nun konzentriere dich auf die Atmung. Erforsche sie: Wie atmest du? Wann atmest du? Atme tief ein und aus. Vielleicht verlierst du zwischendurch die Konzentration, aber das ist nicht schlimm. Konzentriere dich einfach wieder. Was ist mit den Füßen? Wie kommen sie auf. Hörst du das Auftreten? Sind deine Schritte lang oder kurz? Was ist mit den Armen? Oder dem Gesicht? So kannst du dich von Kopf bis Fuß meditieren.

Je öfter wir das machen, desto besser werden wir auch. Und dann können wir wählen, ob wir das Laufen zur Meditation nutzen oder die Meditation zum Laufen oder beides.

Hast du schonmal laufend meditiert, schreibe mir gerne. Bleibt auf dem Laufenden bei Twitter. Mein Account ist unter @Nils_Thies zu erreichen. Oder schreibe einen Kommentar in die Box unten.

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